Der Filder-Landesligist verliert trotz personeller Überzahl in Buch mit 1:2, verspielt damit die Chance auf die Halbzeitmeisterschaft – und hinterlässt einen mächtig angefressenen Trainer. Fehlt seinen Kickern mittlerweile die Siegermentalität?
Vielleicht ist es ja auch ein Stück weit das italienische Temperament. Wenn Giuseppe Iorfida einmal sauer ist, dann jedenfalls richtig. Dann empfiehlt es sich für seine Spieler, auch im Mannschaftsbus Abstand zu halten, so wie an diesem Samstag. Besser gar nicht mehr ansprechen, die Dinge erst einmal sacken lassen. Zeit war dafür einige, denn zu allem Überfluss hatten die Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen eine der weitesten Heimfahrten der Saison zu absolvieren. Im Gepäck befand sich dabei ein bleischwerer Ballast: nämlich eine 1:2-Niederlage im Verfolgerduell beim
TSV Buch – die dritte sieglose Partie in Serie. Vor allem aber ein Kräftevergleich, den die Gelb-Schwarzen noch verloren, obwohl sie fast die komplette zweite Hälfte in personeller Überzahl waren.
Die bittere Wahrheit des Nachmittags: zehn Bucher düpierten elf Echterdinger. Dass am Ende nicht seiner, sondern der gegnerischen Mannschaft der entscheidende Treffer gelang, nennt Iorfida „einen Stich mitten ins Herz“. „Ein Mann mehr auf dem Platz – unter den Umständen darfst du diese Begegnung in hundert kalten Wintern nicht verlieren“, sagte ein restlos bedienter Coach.
Nebeneffekt: die Tabellensituation übertrifft zwar nach wie vor alle ursprünglichen Erwartungen. Dritter – wer hätte es zum Saisonbeginn gedacht? Zugleich aber hat der Filderclub die Chance fürs ganz Große nun erst einmal verspielt. Der bislang aus eigener Kraft mögliche Halbzeitmeistertitel ist futsch. Einen Spieltag vor dem Hinrundenfinale zuhause gegen den Titelfavoriten SC Geislingen hat die Stimmung einen gehörigen Dämpfer erhalten. Und: an der Spitze ist aus der Vierer- eine Sechsergruppe geworden. Die jüngsten eigenen Resultate haben weiteren Konkurrenten dazu verholfen, sich wieder in Schlagdistanz zu positionieren.
Der Schock kam in der 85. Spielminute. Die Echterdinger drückten, die Echterdinger drängten, die Echterdinger bestimmten das Geschehen. Das umjubelte Tor fiel dann allerdings auf der anderen Seite. Jan Freybott schlenzte den Ball für die Gastgeber zum finalen Lucky Punch in die Dreiangel – und Iorfida, der diesmal in der Abwehr auf eine Vierer- statt Fünferkette setzte, stöhnte: „Was bringt dir alle Überlegenheit, wenn du erneut selber die Dinger nicht machst. Da kannst du dir dann nicht mal einen Kaugummi dafür kaufen." Seine Forderung: „Wir müssen jetzt schnellstens zurückfinden zu einer Siegermentalität.“
Der größte Hoffnungsträger in dieser Hinsicht spielte aktuell immerhin schon wieder für eine Viertelstunde mit. Caglar Celiktas, der eigentliche Torjäger, gab nach seinem Muskelfaserriss als Einwechselspieler ein Comeback. In der vergangenen Woche hatte der 31-Jährige ein Individualtraining bestritten.
An diesem Samstag blieb es dann aber beim nur einen Echterdinger Treffer aus der ersten Hälfte. Patrick Sailer hatte den Gegner per Elfmeter (nach Foulspiel, 28.) erstmals in Führung gebracht, Deniz Bulut ebenfalls per Elfmeter (nach Handspiel, 45.) ausgeglichen. Bereitet schien der Weg für die Echterdinger, als der Bucher Dominik Amann kurz nach der Pause Gelb-Rot sah. Schien. Gekommen ist es schließlich wie erwähnt ganz anders, wozu dann irgendwie passte, dass in den Schlussminuten in David Hertel auch noch ein eigener Akteur vom kleinlich pfeifenden Schiedsrichter Florian Guth (FV Altheim) den gelb-roten Marschbefehl erhielt.
Iorfidas grimmige Einschätzung: „Zwei völlig überzogene Platzverweise.“ Jener für Hertel war die Zugabe, die des Trainers Laune vollends auf Blitz-Donner-und-Wolkenbruch-Niveau beförderte.
TSV Buch: Maier – Spann, Amann, Merkel, Zott – Sailer (53. Zwar), Zeh, Freybott (90.+1 Kurz), Bolkart – Schrapp, Jenuwein (55. Riedel). TV Echterdingen: Becker – Schmidt, Kuhn, Winkler, Hertel – Heim (86. Gerxhaliu), Plattenhardt – Dölker (76. Celiktas), Bulut, Zogaj (76. Bey) – Große Scharmann (55. Rui Tiago).