Bei den Fußballvereinen auf den Fildern haben viele ihr Jugendtraining schon wieder einstellen müssen.
Als Oliver Elsäßer vergangene Woche mal wieder auf den Sportplätzen in den Echterdinger Goldäckern vorbeigeschaut hat, hat er ausnahmslos in strahlende Gesichter geschaut. Leuchtende Augen überall. „Das war wie an Weihnachten“, sagt der Jugendleiter der Fußballer des TV Echterdingen. Die Freude darüber, dass der jüngere Nachwuchs nach den Corona-Lockerungen vom 7. März endlich wieder gemeinsam in Gruppen trainieren durfte, war bei den Kickern bis 14 Jahren und ihren Trainern „riesengroß“.
Seit diesem Mittwoch ist nun wieder anderes groß: der Frust. Weil die Inzidenz im Landkreis Esslingen erneut die 100 überschritten hat (Inzidenzwert am Donnerstag: 115,7), hat der Spaß ein schnelles Ende gefunden – das Training ist bis auf Weiteres erneut eingestellt. Für Elsäßer ist das „der Supergau“. „Die Enttäuschung bei den Jungs ist jetzt noch größer als vorher“, sagt der Jugendleiter, der sich inzwischen Sorgen macht, dass der ein oder andere Kicker im Teenageralter gar nicht mehr den Weg zurück zum Fußball finden wird. „Die Jungs haben es jetzt seit November ohne Fußball ausgehalten und sich vermutlich an die Zockerei am Computer gewöhnt“, sagt er.
Wie es beim TV Echterdingen weitergeht, ist offen. Online-Training, das während des ersten Lockdowns noch super angenommen worden war, sei so gut wie durch. „Die Jungs haben keinen Bock mehr darauf. Damit kann man sie inzwischen nicht mehr bei Laune halten“, sagt Elsäßer. Bleibt also nur das Warten auf eine bessere Inzidenzzahl.
Nicht anders sieht es beim TSV Plattenhardt, TSV Musberg und TSV Bernhausen aus, wobei Letztgenannter noch gar nicht wieder ins Jugendtraining eingestiegen war. „Wir wollten am Montag anfangen, haben dann aber doch allen wieder abgesagt, weil da die Inzidenzzahl schon wieder bei über 100 war“, sagt der Jugendleiter Patrick Rüdinger. Die Drei-Tages-Frist wollte man nicht abwarten.
Der Nachbar aus Plattenhardt hat hingegen am Montag und am Dienstag mit seinen Jungkickern trainiert, ehe am Mittwoch wieder Schluss war. „Wir sind über jeden Tag froh, an dem wir mit den Kindern etwas machen können“, sagt der Abteilungsleiter Sascha Krammer, der das Risiko, dass sich im Training jemand ansteckt, nach den Erfahrungen des vorigen Jahrs als sehr gering betrachtet. „Es wurde bei uns nie in Frage gestellt zu trainieren, sobald es erlaubt ist“, sagt er. Und die strahlenden Gesichter, die Krammer an beiden Trainingstagen im Weilerhau gesehen hat, haben ihn in der Entscheidung auch bestätigt. „Die Freude war den Kindern wirklich anzusehen“, sagt er.
Zwar hatten die Filderstädter damit gerechnet, dass wegen der überall steigenden Inzidenzen das Training schnell wieder zu Ende sein könnte, „dass es aber so schnell geht, haben wir nicht gedacht“, sagt Krammer. Sobald Training wieder erlaubt ist, wollen die Plattenhardter erneut loslegen. Als Verein sei man dies den Mitgliedern schuldig.
Die Fußball-Verantwortlichen des TSV Musberg um ihren Abteilungsleiter Michael Hilbert haben schon vergangene Woche mit dem Jugendtraining begonnen. So groß die Begeisterung war, so groß ist auch am Turnerweg die Enttäuschung nach dem neuerliche Stopp. Durch die Lockerungen sei eine Erwartungshaltung bei den Kindern geweckt worden, bei der aber von vorneherein klar gewesen sei, dass sie nicht haltbar sein wird. „Mir tut das für die Kinder sehr leid“, sagt Hilbert.
Besser sieht es fürs Erste noch in anderen Landkreisen aus. Beim SV Vaihingen, der zum Landkreis Stuttgart gehört (Inzidenz am Donnerstag: 63,2) haben sie gestern mit dem Jugendtraining begonnen – nachdem das Hygienekonzept noch einmal verfeinert worden war, und wohlwissend, dass auch am Schwarzbach schon bald wieder alles vorbei sein kann. „Wir wollen aber etwas für die Gemeinschaft tun und auch ein Zeichen der Hoffnung setzen“, sagt Oliver Betzler, Jugendleiter beim SV Vaihingen und TSG Georgii Allianz. Vor allem für die ganz Kleinen sei es wichtig, dass sie sich mal wieder auf dem Sportplatz begegnen und gemeinsam etwas machen.
Auch beim TSV Waldenbuch aus dem Landkreis Böblingen (Inzidenz am Donnerstag: 55,5) ist die Hoffnung groß, dass das diese Woche begonnene Training von den Bambini bis zur D-Jugend noch eine Weile aufrecht erhalten werden kann. „Die Jungs freuen sich riesig, dass sie endlich wieder gemeinsam kicken können“, sagt der Jugendleiter Manuel Bayha.