Erstmals in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Schiedsrichtergruppe Stuttgart hat die Hauptversammlung im Internet stattgefunden. Sehr zur Freude des Echterdingers Simon Hofmann, der als Bezirksobmann für eine weitere Amtsperiode bestätigt wurde.
Der zurückliegende Montagabend wird Simon Hofmann wohl für immer fest im Gedächtnis eingebrannt bleiben. Es war der Tag, an dem der 44 Jahre alte Echterdinger in seiner Funktion als Bezirksobmann wegen der Coronavirus-Pandemie die erste Online-Mitgliederversammlung in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Schiedsrichtergruppe (SRG) Stuttgart leitete – und auf welcher der Ex-Referee des TV Echterdingen nach seiner ersten Amtsperiode nun für drei weitere Jahre in seinem Funktionärsamt bestätigt worden ist.
Nach dem Ende der rund zweieinhalb Stunden langen und live aus der Stuttgarter Geschäftsstelle des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV) via Internet gestreamten Premiere durften Hofmann und seine Mitstreiter vor Ort jedenfalls aufatmen: Die Technik hatte wie erhofft perfekt funktioniert, alle diesbezüglichen Sorgen waren somit unbegründet gewesen. „Wir waren alle sehr erleichtert, dass am Ende alles glatt gegangen war“, sagte Hofmann hinterher.
In einem Punkt war der seit seinem eigenen Karriereende als Verbandsliga-Referee im Jahr 2018 amtierende Chef der Stuttgarter Schiedsrichtergilde nach eigenen Worten nicht ganz zufrieden. „Wir hatten uns im Vorfeld schon eine Beteiligung um die 200 Teilnehmer gewünscht gehabt. Letztlich waren es inklusive Gästen aber immerhin knapp 150“, sagte Hofmann. Gleichwohl: „Hoffentlich können wir im Jahr 2022 unsere nächste Hauptversammlung dann wieder im gewohnten Umfeld und vor allem mit Präsenz abhalten“, lautet der Wunsch des zweifachen Familienvaters.
Seinen beruflichen Tätigkeiten für den zum LBBW-Konzern gehörenden Finanzdienstleister SüdLeasing geht er aufgrund des aktuellen Lockdowns momentan hauptsächlich im Homeoffice nach. Dort kümmert er sich obendrein gemeinsam mit seiner ebenfalls berufstätigen Ehefrau Annette auch intensiv um die Betreuung der beiden gemeinsamen Sprösslinge Jana (12) und Finn (9), die aufgrund der momentanen Schulschließungen daheim unterrichtet werden müssen. „Morgens ist der Papa im Einsatz, am Nachmittag dann die Mama“, berichtet Hofmann schmunzelnd über den „Stundenplan“, den er und seine Gattin sich derzeit notgedrungen teilen. Gelbe oder rote Karten sind dem Vernehmen nach in den Hofmannschen vier Wänden aber bislang noch nicht zum Einsatz gekommen.
In seiner bis zum Jahr 2018 aktiven Zeit hatte Hofmann als Unparteiischer lange in der Landesliga und zuletzt auch noch drei Jahre in der Verbandsliga gepfiffen – eine Klasse höher, sprich in der Oberliga, war er außerdem jahrelang als Schiedsrichterassistent im Einsatz. Auf die Frage, wie er einstmals selbst zur Schiedsrichterei gekommen war, lautet seine Antwort: „Eher zufällig“. Als B-Jugendlicher hatte er damals für seinen Stammverein TV Echterdingen gekickt und dann einen Neulingskurs absolviert. Bis zur A-Jugend war Hofmann noch parallel als Fußballer sowie als Schiedsrichter auf den Plätzen unterwegs – und hat sich dann entschieden, die Kickstiefel schließlich nur noch als Unparteiischer anzuziehen. „Es war schlussendlich die richtige Entscheidung“, sagt Hofmann im Rückblick, der es auch aufgrund seiner eigenen Erfahrungen indes als großen Vorteil ansieht, „wenn ein Schiedsrichter selbst praktische Erfahrung als Fußballer gesammelt und daher Ahnung von der Materie hat“.
Seit seinem Karriereende vor gut drei Jahren ist Hofmann neben seiner Funktionärstätigkeit trotzdem weiterhin noch regelmäßig auf den Sportplätzen anzutreffen. Zusatz: außerhalb von Corona-Zeiten. Freilich nicht mehr auf dem Rasen, sondern heute in der Rolle des kompetenten Zuschauers. Als Schiedsrichterbeobachter nimmt er von den unteren Klassen bis hoch zur Oberliga Baden-Württemberg seine pfeifenden Kolleginnen und Kollegen mit strengen Blicken unter die Lupe – und entscheidet nicht zuletzt mit seinen Bewertungen auch über deren persönlichen Auf- und Abstiege. Eines jedoch stößt dem Echterdinger sauer auf: „In den vergangenen Jahren hat auf den Sportplätzen die Respektlosigkeit zugenommen, gleichzeitig ist die Toleranz gegenüber den Schiedsrichtern immer kleiner geworden“, sagt Hofmann verärgert.