Ein personell stark angeschlagener Filder-Landesligist verkauft sich beim 2:3 in Oberensingen teuer. Nun soll sich klären, wer in der nächsten Saison als sportlicher Leiter und als Trainer das Sagen hat.
Die nackten Zahlen können bisweilen grausam sein. Nähme man allein diese zum Maßstab, müsste man beim Fußball-Landesligisten TV Echterdingen allmählich ins Grübeln kommen. Die aktuelle Bilanz lautet: drittes Spiel innerhalb von neun Tagen, dritte Niederlage. Ja, nicht nur das: Mitte Oktober noch überraschender Tabellenführer, hat das Filderteam von seinen vergangenen zehn Meisterschaftspartien lediglich noch zwei gewonnen.
Dass Zahlen indes nicht immer die ganze Wahrheit sagen, zeigt die Begegnung vom Samstag. An deren Ende sackten nicht die Echterdinger gen Boden, sondern die Spieler ihres Gegners. Jene, mithin der Tabellenführer TSV Oberensingen, hatten sich zwar mit 3:2 durchgesetzt. Was ihnen die Mannschaft des Trainers Giuseppe Iorfida abverlangt hatte, war jedoch aller Ehren wert. Erst recht unter den gegebenen Umständen. „Mit dem letzten Aufgebot auf Augenhöhe mit dem Besten der Liga – wem sollte ich da einen Vorwurf machen?“, sagte Iorfida, dem gleichwohl die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand. Möglich gewesen, so die Erkenntnis, wäre mehr. Und wohl vollends erledigt ist damit das Thema Aufstiegskampf. Ein dortiges Mitmischen haben die Verantwortlichen der Gelb-Schwarzen zwar nie offiziell als Ziel formuliert. Freilich, Appetit hatte das starke erste Saisondrittel schon gemacht.
Da allerdings war auch die Personalsituation noch eine andere als momentan. Die derzeitige Realität verheißt, dass Iorfida erneut sieben Startelfkicker fehlten. Zwar kehrten in David Hertel und dem Kapitän Dennis Garcia-Franco zwei Routiniers aus ihren Coronapausen zurück, während sich im Gegenzug aber auch gleich die beiden Nächsten in die Quarantäne verabschiedeten. Nun auch noch positiv getestet: Felix Winkler und Tobias Heim. So war abermals Improvisationstalent gefragt. Unter dem Motto „Not macht erfinderisch“ rackerte beispielsweise der Torjäger Caglar Celiktas im linken Mittelfeld.
Letztlich ließ sich der Echterdinger Auftritt auf folgenden Nenner bringen: im Spiel nach vorn couragiert. Von Beginn an mit dem offensichtlichen Willen, nicht allein als Punktelieferant zu fungieren. Aber: was auf der einen Seite taugte, den Favoriten ins Schwitzen zu bringen, rissen die Gäste sich auf der anderen selber wieder ein. Im Kontrast stand eine erste Hälfte mit auch schweren defensiven Aussetzern.
„In der ersten Halbzeit haben wir ja praktisch keine Zweikämpfe geführt“, sagte Iorfida und übte somit doch noch Kritik. So machten die Seinen dem Gegner das Toreschießen leicht. Dreimal ging für jenen das gleiche Strickmuster auf: schneller Antritt über Außen, Flanke, Tor. Steffen Honigmann, als noch nicht einmal 100 Sekunden gespielt waren, sowie Yannik Kögler und Samuel Bosler trugen sich als Schützen ein (2./27./39.).
Jeweils wieder für Spannung sorgte Rui Tiago Caldas De Carvalho mit seinen beiden Treffern – einmal per Elfmeter nach Foul an Valentin Loparco, einmal mit einem Gewaltschuss aus der Distanz (22,/59.). Und an Aufregern sollte es auch darüber hinaus nicht fehlen. Ebenso zum Spielfilm gehörten schließlich zwei vergebene Echterdinger Großchancen durch Rui Tiago und Nils Große Scharmann, der am Innenpfosten scheiterte, ein verschossener Strafstoß des Oberensingers Ferdi Er sowie der Gelb-Rot-Platzverweis für einen ungestüm einsteigenden Große Scharmann.
Noch einer mehr also für die Ausfallliste. Und damit auch noch eine Baustelle mehr für Iorfida. Zwei andere will sein Verein nun bis Ende des Monats beheben. a) wer neuer sportlicher Leiter wird, als Nachfolger des scheidenden Valentin Haug. b) wie kommende Saison der Trainer heißt. Iorfida macht kein Geheimnis daraus, dass es nicht zuletzt die bislang fehlende Antwort zu a) ist, die ihn mit einer Vertragsverlängerung zögern lässt. Er würde vor einem Ja gerne wissen, mit wem er künftig zusammen arbeitete. Die aktuell unerfreulichen Zahlen, sprich Ergebnisse auf dem Rasen, wären eher kein Hindernis. TSV Oberensingen: Hekele – Bauer (14. Emerllahu), Memic, Horeth, Kühnert – Honigmann (68. König), Er, Crisigiovanni, Linder – Kögler (79. Hofacker), Bosler (87. Pollok). TV Echterdingen: Tröger – Zogaj (88. Wanes), Schmidt, Hertel, Bey – Danckert (46. Heienbrok), Bulut, Celiktas – Rui Tiago, Große Scharmann, Loparco (60. Garcia-Franco).