Der Seriensieger geht auf die Bretter

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    Trotz einer kämpferisch und defensiv starken Leistung verliert der TV Echterdingen das Spitzenspiel mit 0:2.
    Als die gut 90 Minuten vorbei waren, hatten sie nur eines für sich zu verbuchen, nämlich das Kuriosum des Spieltags. Und auch das stellte alles andere als einen Grund zur Freude dar. Bei dem im Krankenwagen abtransportieren Meksud Colic wurde ein gebrochener Finger diagnostiziert, weshalb der Angreifer einige Wochen lang eine Gipsschiene tragen müssen wird. Der Unfallhergang, seltsam aber wahr: Colic war im Trikot seines Gegenspielers hängen geblieben.
    Das passte dann zu einem Nachmittag, der für die Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen überhaupt unbefriedigend endete. Zum Abschluss der Hinrunde ist sie gerissen, die große Serie. Nach sechs Siegen und einem Unentschieden aus den vorangegangenen Wochen haben die Gelb-Schwarzen erstmals wieder eine Partie verloren. 0:2 lautete das Ergebnis in dem mit Neugier erwarteten Topspiel gegen den TSV Weilheim - womit bezüglich der eigenen aufgekeimten Aufstiegshoffnungen erst einmal ein Stoppschild gesetzt ist. 'Mit der Leistung, die wir gezeigt haben, bin ich zufrieden. Zuletzt ist es für uns einfach dumm gelaufen', sagte der Trainer Aleksandar Kalic, dessen Mannschaft die beiden entscheidenden Treffer in der Schlussphase kassierte.
    Was hat den Echterdingern gefehlt, auch die aktuelle hohe Hürde zu nehmen? Nun, tatsächlich nicht viel. Wie von Kalic angedeutet, war es ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Seinen wenig falsch machten - eine Begegnung, die zwar arm an Höhepunkten vor den Toren war, dafür aber reich an Intensität, Spannung und taktischer Disziplin. Von Beginn an wuchteten sich die Gastgeber mit Vehemenz in die Zweikämpfe, nachdem sie bereits mit der Platzwahl verschmitzt die Richtung vorgegeben hatten. Von wegen Kunstrasen. Entgegen der Ankündigungen wies der Weg für den Gegner auf den witterungsbedingt tiefen Stadionboden. Der Hintergrund war klar: Physische Präsenz sollte mehr zählen als spielerisches Potenzial.
    Diese Rechnung ging lange auf. Geprägt wurde das Kräftemessen weniger von Ballästheten als von Akteuren mit den sinnbildlich hochgekrempelten Ärmeln. Beispiel Lukas Haselmaier. Der Innenverteidiger prügelte die Kugel mit der Zuverlässigkeit einer Ballmaschine ein ums andere Mal aus der Gefahrenzone. Beispiel Marcel Helber. Jener wäre, gäbe es Kilometergeld, mit dickem Portemonnaie nach Hause gegangen. Der 24-Jährige grätsche, rackerte und rannte im Mittelfeld wie kein anderer - und bewies zudem in seinen Zuspielen Übersicht.
    Da demgegenüber aber auch die Teckstädter sicher standen und demonstrierten, warum sie in nun 16 Saisonspielen erst zwölf Gegentore zugelassen haben, erinnerte das Geschehen mehr und mehr an die Pattsituation in einem Boxkampf. Die Darsteller: zwei Schwergewichte, die sich wie im Seilgeviert gegenseitig belauern, primär konzentriert verteidigend, zugleich abwartend, dass sich der Kontrahent die vielleicht eine ausschlaggebende Blöße gibt.
    Kalics Männer sollten schließlich diejenigen sein, denen sie unterlief. Das heißt: Kalic selbst sah die Verantwortung hinterher beim Schiedsrichter. Für ihn stand fest: 'Er hat den spielentscheidenden Fehler gemacht. Das ist bitter für uns.' Jedenfalls protestierten die Echterdinger heftig auf Abseits, als Kai Hörsting in der 83. Minute nach einem Pass seines Teamkollegen Lennart Zaglauer plötzlich ungehindert in Richtung Tor strebte. Dort machte der Debütant eine unglückliche Figur. Hatte Patrick Hettmann in der ersten Hälfte noch eben gegen Hörsting per Fuß abgewehrt, ließ er den Ball diesmal in die Torwartecke durchrutschen. Der Echterdinger Sommer-Neuzugang war kurzfristig zwischen die Pfosten gerückt, nachdem sich der Stammkeeper Valentin Haug im Abschlusstraining an der Hand verletzt hatte.
    Wenig später war die Sache dann vollends durch. Um in der Boxersprache zu bleiben: der Seriensieger auf den Brettern. Ein Frustfoul des starken Dennis Garcia-Franco brachte Gelb-Rot. Die folgende Freistoßflanke verwertete der eingewechselte Ferdi Er kühl zum 0:2 und bestätigte in gewisser Weise beide Trainer. Kalic in dessen Einschätzung, 'dass Weilheim halt über gute Einzelspieler verfügt'. Und seinen eigenen, Alexander Hübbe, in der Erwartung, dass seine Elf zuletzt noch eine Schippe drauflegen wird. 'Auch wenn es überheblich klingen mag: Wir haben die fitteste Mannschaft der Liga', sagte der Weilheimer Coach. Auch kam auf der Zielgeraden ein beflügelndes Element hinzu. Durchgedrungen war die Kunde, dass der bisherige Tabellenführer Heiningen in Köngen auf eine überraschende Niederlage zusteuerte.
    Beim Abpfiff standen die Gäste so als doppelter Gewinner fest. 'Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey, hey', sangen sie hüpfend im Kreis. Zugabe ist für sie die Halbzeitmeisterschaft - nun neun Punkte vor dem TV Echterdingen, für den der Pechvogel Colic sowie Denis Kroer die beiden besten von wenigen Chancen vergeben hatten. Die letztgenannte erlebte Colic schon nicht mehr live mit. Wie gesagt: Krankenhaus. Und wie erwähnt: irgendwie dann dumm gelaufen an diesem Spieltag.
    TV Echterdingen: Hettmann - Rizzo, Zschorsch, Haselmaier, Garcia-Franco - Helber - Zimmermann (63. Lukac), Hertel, Elsäßer - Colic (40. Kroer), Schaller (80. Mayer).
    TSV Weilheim: Treiber - Gabriel (73. Uluköyli), Kirschmann, Heisig, Eisenhardt - Latte, Tausch (46. Er), Kuch, Zaglauer - Hörsting, Kriks (67. Mettang).