Nach den Fußballvereinen der Verbands- und Landesliga sprechen sich auch die Verantwortlichen der Bezirke für das Corona-Krisenmodell mit Aufstiegs- und Abstiegsrunde aus. Zwei strittige Punkte und zwei dicke Fragezeichen bleiben allerdings.
Die Befürchtungen waren unbegründet. Kein weiterer Zoff, keine endlosen Diskussionen, keine gefühlt 50 verschiedenen Meinungen. Nachdem der Württembergische Fußball-Verband (WFV) in dieser Woche in mehreren Videokonferenzen seine Überlegungen zur Fortführung der Saison in der Corona-Krise unterbreitet hat, herrscht bei den betroffenen Vereinen und Funktionären weitgehend Einigkeit: Ja, es braucht eine Änderung des Spielmodus, um das Wettbewerbsjahr zu retten. Und ebenfalls ja: das Modell mit Verzicht auf die Rückrunde und dafür Einführung einer Auf- und Abstiegsrunde ist das hierfür geeignete. Kommen soll dieses nun für alle Spielklassen von der Oberliga abwärts – auch in den Bezirks- und Kreisligen. Freilich: zwei strittige Punkte und zwei dicke Fragezeichen bleiben. Wie sieht der neue Spielmodus aus? Die wegen des Teil-Lockdowns seit Anfang November unterbrochene Hinrunde wird zu Ende gespielt. Danach wird das Starterfeld hälftig in zwei Gruppen unterteilt: Aufstiegs- und Abstiegsrunde, in denen jeweils jeder noch einmal gegen jeden spielt. Zuvor errungene Punkte werden mitgenommen. Vorteil: die Zahl der Spieltage reduziert sich deutlich, in der Verbands- und Landesliga von 38 auf 28, in der Bezirksliga von 30 auf 22, in der Filder-Staffel der Kreisliga A von 34 auf 26. Ändert sich an Auf- und Abstieg etwas? Nein, beides bleibt gleich, also auch die in dieser Saison verschärfte Abstiegsregelung. Für die Abstiegsrunde zum Beispiel in Verbands- und Landesliga heißt das: Von dann zehn beteiligten Teams müssen sechs oder sieben direkt absteigen. Welchen Zeitplan gibt es? Klar ist: letzter Punktspieltag soll der 20. Juni sein, so wie von Anfang an geplant. Und auch an den drei anschließenden Relegationsspieltagen sind keine Änderungen vorgesehen. Wann es wieder los geht, mithin wie dicht gedrängt oder auch entspannt der Terminkalender zuvor wird, das bestimmen Corona und die Politik. Von Verbandsseite sagte man gerne Ja zu einem Liga-Restart bereits im Februar. Spätest möglicher Auftakttermin, um das Modell mit Aufstiegs- und Abstiegsrunde durchzubringen, wäre nach Rechnung des Spielausschuss-Vorsitzenden Harald Müller das Osterwochenende, 4. bis 6. April.Was, wenn Corona auch diesen Plan durchkreuzt? Dann käme Plan C, eine weitere Reduzierung. In diesem Fall wäre der Plan, allein die Hinrunde zu Ende zu spielen, und danach Schluss. Diese Tabelle wäre für Auf- und Abstieg maßgebend. Müsste die Saison sogar erneut irgendwann nicht nur unter-, sondern abgebrochen werden, hätte hingegen der Zeitpunkt entscheidende Bedeutung. Hätten mehr als 50 Prozent der Mannschaften bereits mehr als 50 Prozent ihrer Saisonspiele absolviert, erfolgte eine Wertung nach Quotientenregel. Im anderen Fall würde die Runde komplett annulliert und ginge es mit unveränderten Starterfeldern ins nächste Spieljahr.Ist die zeitliche Verlängerung der Saison ein Thema? Nach jetzigem Stand nein. Eine Verlängerung um zwei Wochen bis zum 15. Juli ist laut Müller „der Joker in der Hinterhand“. Heißt: dies wäre der letzte Rettungsanker, die finale Option – eine, die man laut Müller „jetzt noch nicht ziehen will“. Gibt es für die Bezirke individuelle Regelungen? Für die Bezirks- und A-Kreisligen nein. Ein Sonderfall sind die Kreisligen B. In jenen ist der weitere Weg in Anbetracht teils kleinerer Teilnehmerzahlen den jeweiligen Bezirken überlassen. Für Stuttgart sagt der dortige Vorsitzende Michael Spörer: „Ich gehe davon aus, dass wir es durchgängig nach dem gleichen Modell machen.“ Auch wenn es in den B-Staffeln natürlich keine Absteiger auszuspielen gibt. Es ist ja die unterste Klasse.
Die Konferenz mit Vertretern aller 16 Bezirke am Mittwoch verlief unerwartet harmonisch – sieht man von einem Aspekt ab. Das Aufregerthema von zuletzt, dass mit Hohenlohe und Schwarzwald zwei Bezirke ausgeschert waren und ihre Mannschaften entgegen Absprache vorzeitig in die Winterpause geschickt hatten, hallte noch kurz nach. Von einigen Amtskollegen gab es dafür verbale Watsch’n – ehe danach „Schmusekurs“ herrschte, wie es ein Teilnehmer ausdrückt. Spörer sieht es so: „Es sind ja alle nicht blöd. Und im Prinzip war allen klar, dass jetzt nur noch dieser eine Weg bleibt.“Wie ist der weitere Verfahrensweg? Beim WFV wird nun eine Beschlussvorlage erarbeitet, die dann an das entscheidende Gremium, den Beirat, geht. Endgültiges will der Verband „nicht vor Ende Januar“ verkünden. Bis dahin möchte man die Entwicklung mit Corona im Auge behalten. Für Frauen und Jugend sollen von nächster Woche an Konferenzen folgen. In welchen Punkten knirscht es noch? Punkt eins ist: wie viel Vorbereitungszeit wird den Vereinen eingeräumt, also vom Trainingswiederbeginn bis zum ersten Spiel? Vom Verband hatte man ob der absehbaren Zeitnot mit lediglich zwei Wochen kalkuliert. Inzwischen lautet der Kompromissvorschlag: drei. Manche Vereine fordern aber bis zu fünf.
Punkt zwei: wie Heim- und Auswärtsspiele gerecht verteilen? Die bayerischen Landesligisten TSV Neu-Ulm und TSV Buch sind bislang überwiegend bei ihren Gegnern angetreten, da es in ihrem eigenen Bundesland zunächst noch ein Spielverbot gab – was sich ohne Rückrunde nun nicht ausgleichen würde. Für Auf- und Abstiegsrunde ist die grundsätzliche Idee beim WFV, alle Begegnungen im Vergleich zur gespielten Hinserie zu drehen. Dies könnte aber zu Extremfällen führen, dass manche Teams fast nur noch zuhause oder fast nur noch auswärts antreten. Was sind die Fragezeichen? Am Ende freilich, das wissen alle Beteiligten, werden die besten Pläne nichts helfen, wenn zwei Faktoren nicht mitspielen. A) Corona. B) das Wetter. Auf beides hat man dummerweise nur sehr bedingten beziehungsweise gar keinen eigenen Einfluss.