Der Fußball-Landesligist TV Echterdingen verpasst im Nachholspiel gegen Frickenhausen den möglichen Sieg. Einer wird zum tragischen Helden.
Der Schlusspfiff im Sportpark Goldäcker war ertönt, da ergriff der Stadionsprecher das Wort. Und was er sagte, sollte die rund 300 Zuschauer aufmuntern. „Wir sind Tabellenführer, Leute“, sprach er, klang dabei aber selbst nicht gerade euphorisch. Soeben hatte der TV Echterdingen im Nachholspiel gegen den den 1. FC Frickenhausen 1:1 gespielt. Und ja, damit hat die Mannschaft von Trainer Giuseppe Iorfida Rang eins zurückerobert. Die Gelb-Schwarzen sind nun punktgleich mit dem SV Waldhausen und der TSV Oberensingen, haben aber die bessere Tordifferenz, ehe es für sie am Sonntag (15 Uhr) mit dem Auswärtsspiel beim TSV Weilimdorf weitergeht.
Doch war aus der Reaktion der Anhänger trotz der positiven Nachricht eine gewisse Enttäuschung zu vernehmen. Nicht weil die Fans aufgrund der bisher starken Saison plötzlich Wunderdinge erwarten würden. Aber der Auftritt der eigenen Mannschaft hätte mehr als nur ein Unentschieden verdient gehabt. „Ich bin zufrieden mit dem Punkt“, sagte derweil Iorfida – und fügte an: „Wir haben mehr fürs Spiel gemacht als der Gegner, aber die Qualität im letzten Drittel hat heute gefehlt.“
Allen voran Florian Dölker, der mit Caglar Celiktas eine Doppelspitze bildete, mutierte zum tragischen Helden. Einerseits war er es, der es als einziger Echterdinger schaffte, die Frickenhausener Defensive zu knacken. In der 36. Spielminute tauchte der sprintstarke Stürmer über die rechte Seite frei vor dem Tor von Denis Grgic auf. Den ersten Schuss wehrte der einstige Calcio-Keeper an seiner früheren Wirkungsstätte noch ab. Den Abpraller versenkte Dölker jedoch – das 1:0 für die Gastgeber. Doch hatte eben jener Dölker noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, die die Begegnung am Dienstagabend wohl vorzeitig hätten entscheiden können. Mal scheiterte er am Schlussmann Grgic, mal drosch er den Ball über den Querbalken, mal klärte ein Frickenhausener Defensivspieler gerade noch. „Ich war selbst mal Stürmer, und auch ich habe da 70 Prozent meiner Chancen vergeben“, sagte Iorfida.
Dass es diese gab, lag an einer geschlossenen Vorstellung seiner Elf. Die Echterdinger spielten aggressiv und störten den Gegner, sobald der am Ball war. So bekamen die Gäste kaum Luft zum Atmen und fabrizierten viele Ballverluste. Daraus entstanden Chancen, die freilich nicht nur Dölker vergab. Auch Celiktas und der Verteidiger Felix Winkler scheiterten aus aussichtsreichen Positionen. Beide köpften knapp am Tor vorbei. Und da war Leon Gerxhaliu, der nach einem sehenswerten Solo nur den Pfosten traf.
Das alles wäre nicht weiter schlimm gewesen, wäre da nicht die 62. Spielminute gewesen. Der 1. FC Frickenhausen hatte sich bis dahin keine nennenswerte Tormöglichkeit erspielt. Die Angriffe waren zumeist an der Mittellinie verpufft. Doch dann tauchte Giuseppe Pirracchio vor dem Torwart Tim Becker auf. Letzterer klärte ins Toraus. Es folgte der erste Eckball für den Tabellenachten, und der führte prompt zum Ausgleich. Nedim Pepic schnippelte den Ball in den Strafraum, und Adhanom Semere drückte das Spielgerät über die Linie.
Nur drei Minuten zuvor war Semere eingewechselt worden, eigentlich für die Abwehr. Zugleich war der Frickenhausener Spielertrainer Stephan Rothweiler aus der Innenverteidigung in den Angriff gerückt. Eine Umstellung, die den TV Echterdingen aus dem Konzept brachte. Kurz darauf hatte der Gegner durch Mika Hummel noch einen weiteren Treffer auf dem Fuß.
Am Ende aber blieb es beim 1:1 – und Iorfida stellte fest: „Wichtig ist, dass wir uns Chancen erspielen.“ In Weilimdorf sollten am Sonntag aus jenen wieder mehr Tore werden. Ein weiteres Remis wird wohl nicht reichen, um die Tabellenführung erfolgreich zu verteidigen. TV Echterdingen: Becker – Zogaj, Kuhn, Winkler, Hertel, Gerxhaliu – Bey, Garcia-Franco (59. Bulut), Heim (74. Rui Tiago) – Dölker (79. Plattenhardt), Celiktas. 1. FC Frickenhausen: Grgic – Köhler, Rothweiler, Wagner, Ersoy – Pirracchio, Pepic, Nicolaci, Gashi (46. Hummel) – Oguz (88. Servi), Karasalihovic (59. Semere).