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Aus Abstiegsangst: Echterdinger feuern Estasi



Geschrieben von webmaster
Veröffentlicht: Freitag, 04.05.2018 07:10:38
Zuletzt aktualisiert: Freitag, 04.05.2018 16:08:06
Kategorie: 1.Mannschaft

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Nach der jüngsten Negativserie muss der anfängliche Erfolgstrainer vorzeitig gehen – und übt seinerseits Kritik. Die Wende soll nun unter zwei Ex-Kickern des Vereins gelingen.
Im Umfeld des TV Echterdingen war bereits stammtischmäßig diskutiert und spekuliert worden: wie lange noch? Kann das tatsächlich noch gut gehen? Seit dem gestrigen Donnerstagnachmittag gibt es die Antwort: es kann nicht. Sieben Spieltage vor dem Saisonende hat der Filder-Landesligist zum personellen Paukenschlag ausgeholt: Der Verein trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Coach Mario Estasi und dessen Assistenten Ingo Ramljak. „Die Lage ist mittlerweile so prekär, dass wir einfach gezwungen sind, jetzt einen neuen Impuls zu setzen“, sagt der Fußballchef Phillip Wunsch. Ein Trainerwechsel als letzte Patrone im Kampf gegen den Abstieg. Verhindern sollen diesen sportlichen GAU nun zwei Wiedereinsteiger, die schon am Sonntag in der Auswärtspartie bei der TSG Hofherrnweiler das Sagen haben werden.
Martin Kittelberger und Marc Elsäßer – so heißen die neuen Männer, auf denen die Hoffnungen ruhen. Beide sind ehemalige Echterdinger Kicker, Kittelberger zudem mit langjähriger Oberliga-Erfahrung von anderen Clubs (Sindelfingen, Pforzheim, Ludwigsburg, Wäldenbronn). Bis zum vergangenen Sommer war der 49-Jährige in den Goldäckern A-Jugendtrainer, ehe er dieses Engagement aus zeitlichen Gründen beendete. Als ihn und Elsäßer nun der Notruf des Ex-Vereins erreichte, mussten sie nach eigenem Bekunden nicht lang überlegen – zum einen aus alter Verbundenheit. Zum anderen, weil es sich ja nur um einen Job für ein paar Wochen handelt. Für die nächste Saison stand und steht wie berichtet in Christopher Eisenhardt (TSV Weilheim) bereits ein Estasi-Nachfolger fest, unabhängig von der jetzigen Entwicklung.
Freilich: diese nur paar Wochen Amtszeit werden es in sich haben. Nach zuletzt fünf sieglosen Spielen sind die Echterdinger auf den 13. Tabellenplatz abgerutscht. Wäre heute Schuss, müssten sie am 24. Juni in der Relegation um den Klassenverbleib spielen. Die Abstiegsangst geht um – ein Szenario, das manch einem wie aus einem schlechten Traum vorkommen mag, war der ursprüngliche Plan doch ein ungleich ambitionierterer gewesen. Eigentlich wollte man über kurz oder lang wieder an die Tür zur Verbandsliga klopfen. Kittelberger erwartet folglich eine „komplizierte Aufgabe“, während Wunsch davon ausgeht, „dass es schwierig wird“. Der Auftrag ans neue Gespann ist für ihn klar. Er lautet: „Frischen Wind reinbringen“ – und retten, was noch zu retten ist.
Eben die mentale Frische hatten die Echterdinger Verantwortlichen zunehmend vermisst. Stattdessen schien ihnen die Situation festgefahren. Schlichtes Pech dabei, dass das eigene Team schon im zweiten Jahr nacheinander Opfer einer geradezu abenteuerlichen Verletzungsmisere ist. Auch aktuell fehlt wieder ein halbes Dutzend an Leistungsträgern (Haug, Hertel, Colic, Lechleitner, Tokic, Kühnle). Als Stimmungskiller kam aber auch das seit Längerem angespannte Verhältnis zwischen den Abteilungsvorderen und Estasi hinzu. Wie groß die Dissonanzen sind, war bereits zu erahnen gewesen, als Wunsch und seine Mitstreiter Anfang April beschlossen hatten, Estasis Vertrag nicht zu verlängern.
Der Coach selbst spricht nach seiner jetzigen Entlassung von „häufigen Unstimmigkeiten“. Man habe „gemerkt, dass man nicht auf einer Wellenlänge ist“. Kaderplanung, sportliche Rahmenbedingungen, Zielsetzungen – in diesen Teilbereichen hatte es zuvor bereits geknirscht. Estasis Vorwurf: von Vereinsseite habe man in Echterdingen stets riesige Erwartungen, sei dann aber nicht bereit, auch das Entsprechende dafür zu tun. Den Tiefpunkt sah er schließlich am vergangenen Montag erreicht. Trainingsabend nach der 1:2-Heimniederlage gegen den SV Ebersbach: Estasi und Ramljak zählten zur Sicherheit noch ein zweites Mal durch die eigenen Reihen – und kamen auf sieben. Sieben Kicker, mehr waren nicht anwesend. Alle anderen: lädiert, krank, privat verhindert.
„Da war ich so was von sauer und habe schon überlegt, ob ich von mir aus Schluss machen soll“, sagt Estasi. Nun ist ihm der Verein zuvorgekommen – womit eine zunächst verheißungsvolle Liaison in Molltönen endet. Zur Erinnerung: in seiner ersten Saison waren die Echterdinger unter Estasi zwischenzeitlich sogar Tabellenführer. Attraktiven Fußball hatten sie zwar auch da schon selten gespielt, doch hatte der Trainer mit jungen Kräften eine erfolgreiche und auch perspektivisch interessante Mannschaft geformt.
Was er seinen Nachfolgern wünscht? „Alles Gute“, sagt Estasi – und mag sich einen Zusatz nicht verkneifen: „Ob sie zaubern können, weiß ich nicht. Sie werden ja auch keine andere Personalsituation vorfinden.“ Er selbst wird es in Bälde nurmehr aus weiter Ferne verfolgen. Immerhin einen Gewinner gibt es im Hause Estasi durch die aktuellen Begebenheiten: des Trainers Familie. Mit der kann er nun über Pfingsten in den USA-Urlaub fliegen.