Die Geschockten schocken diesmal selbst

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Der TV Echterdingen betreibt mit einem 4:0 im Derby eindrucksvoll Wiedergutmachung. Dabei profitiert er aber auch von der Auftrittsweise seines Gegners SV Bonlanden.

Als dann auch noch sein Trainer freudestrahlend auf ihn zugeeilt kam, um ihm zum Hattrick zu gratulieren, war die Zeit reif für ein Geständnis. Schließlich ist Max Knoll eine ehrliche Haut, und mit fremden Federn wollte der Angreifer des TV Echterdingen sich nicht schmücken. Tore-Dreierpack? Irrtum. Tatsächlich hatte beim zweiten Treffer seiner Mannschaft nicht er, sondern der Teamkollege David Hertel den Fuß noch am Ball gehabt. Sowohl der Stadionsprecher als auch nicht wenige der rund 600 Zuschauer waren im Flutlicht einer optischen Täuschung aufgesessen.
Das war dann aber auch das Einzige an diesem Spieltag, was sich als Echterdinger 'Panne' anführen ließ. Und gestört hat die Begebenheit freilich weder den somit um einen noch größeren persönlichen Erfolg gebrachten Knoll noch sonst irgendjemanden in den gelb-schwarzen Reihen. Denn am eigentlichen Ereignis änderte sich dadurch nichts: Die Rede ist von einem Fußballabend in den Goldäckern, den beide Seiten nicht so schnell vergessen dürften - und an dessen Ende ein krachendes Ergebnis stand. TV Echterdingen vier, SV Bonlanden null. In Zahlen: 4:0. Hatte es noch eines Belegs bedurft, dass in der Landesliga-Staffel 2 derzeit Halligalli herrscht und man beim Tippen statt seines Sachverstands genau so gut den Würfelbecher zu Rate ziehen kann, das Filderderby hat ihn erbracht.
Echterdinger Jubel, Bonlandener Entsetzen - im rasanten Auf und Ab dieser Tage war es eine krasse Umkehr der Situation von vor gerade mal einer Woche. Hätten die einen nach ihrem 1:6 in Bad Boll nicht am Boden liegen müssen? Und mussten die anderen nach ihrem 5:1 gegen Dorfmerkingen nicht beflügelt zu Werke gehen? Nun, gekommen ist es genau andersherum. Vielleicht ja aber auch nicht trotz, sondern gerade wegen der Vorgeschichte. Während die Gastgeber jedenfalls von Beginn an eine bissige Entschlossenheit zur Wiedergutmachung demonstrierten, blieb bei den Gästen ein schaler Eindruck.
'Keine Aggressivität, keine Körpersprache - so kann man nicht auftreten', polterte der Trainer Klaus Fischer mit Blick auf blutleere 45 erste Bonlandener Minuten, die einen Verdacht nahe legten: War frisch erworbenes Selbstbewusstsein sogleich in Selbstzufriedenheit gekippt? Fakt ist: hüben ging die Rechnung auf. 'Wir waren hoch konzentriert und haben gespielt, als ob am Spieltag zuvor nichts passiert gewesen wäre', erkannte Fischers Amtskollege Aleksandar Kalic, der seine Starformation auf vier Positionen verändert hatte - auch deshalb, weil Meksud Colic (grippaler Infekt) und Denis Kroer (Kurzurlaub) ausfielen. Drüben derweil musste sein Bonlandener Gegenüber mit Zornesröte im Gesicht beobachten, wie die eigene Elf eine Hälfte lang kaum einen Zweikampf gewann. Ja, mehr: mit einer Mischung aus offenbarer Erschrocken- und Ergebenheit überließ sie dem pressenden Gegner das Kommando.
Die Basis zu einem letztlich auch in der Höhe verdienten Sieg legten die Echterdinger somit schon in diesem ersten Durchgang. Zu feiern gab es für sie am Ende gleich drei Matchwinner. Erstens: den Verteidiger Dennis Garcia-Franco, der die ersten drei Tore seiner Mannschaft mit weit geschlagenen Bällen vorbereitete, das vorentscheidende 3:0 per mustergültigem Steilpass. Zweitens: der erwähnte Hertel als der eine Doppeltorschütze. Drittens: der erwähnte Knoll als der andere.
Für den im Sommer aus Vaihingen verpflichteten 25-Jährigen freute sich Kalic besonders. 'In seinen bisherigen Spielen für uns hatte er nicht schlecht, aber ein bisschen glücklos agiert', sagte er, 'jetzt hat er sich für seinen Fleiß auch mal belohnt.' Knoll selbst hofft, 'dass ich damit nun richtig in Echterdingen angekommen bin'. Auch, was die Spielposition anbelangt. Zum Saisonbeginn hatte der eigentliche Torjäger in ungewohnter Rolle rechts hinten aushelfen müssen. Dass ihm der Angriff als Einsatzgebiet deutlich besser behagt, daraus macht er keinen Hehl. Im von Kalic diesmal mutig verordneten ­4-3-3-System war er ein steter Aktivposten. In einer weiteren Szene scheiterte Knoll nur knapp, nämlich am Pfosten.
Insofern hätte es für den SV Bonlanden auch noch schlimmer kommen können. Nach einem Dreifachwechsel Fischers zur Pause bäumten sich die Seinen zwar kurzzeitig auf. Höhepunkt: ein Schuss von Andreas Pottmeyer an die Lattenunterkante (58.). Allerdings nur kurzzeitig. Zuletzt rundete der Kapitän Stefan Adam einen schwarzen Abend seines Teams mit Gelb-Rot für eine unnötige Grätsche passend ab - und taumelte der vermeintliche Meisterschaftsfavorit zwischen Debakel und gar Demütigung.
Die Folge in der Tabelle: nun bereits zehn Zähler Rückstand auf die Spitze. Willkommen zurück in der vorigen Saison. Damals waren es zum identischen Zeitpunkt, just ebenfalls nach einer Schlappe beim Filderrivalen, deren neun. Doch wie merkt Fischer grimmig an: 'Über die vorderen Plätze brauchen wir uns nach dieser Leistung momentan eh keine Gedanken mehr zu machen.' Eher schon darüber, was zu tun ist, um die Saison nun nicht schon früh vollends in den Sand zu setzen. Oder bezüglich dessen, wie man eine Abreibung wie die aktuelle verdaut.
In diesem Punkt wiederum könnte ja vielleicht der Gegner TV Echterdingen helfen. Der hat frische Erfahrung darin.
TV Echterdingen: Haug - Rizzo, Zschorsch, Haselmaier, Garcia-Franco - Mädel (73. Schaller), Hertel, Helber - Knoll (84. Kühnle), Haigis (69. Wille), Mayer. (77. Lukac)
SV Bonlanden: Günther - Liebenstein, Kotaidis, Ried, Baradel (77. Pinto Lino) - Pottmeyer, Adam, Presthofer (46. Mane Awad), Großhans (46. Goll) - Pehlivan, Julian Schwarz (46. Maximilian Schwarz).