Schon der Spieltag an diesem Wochenende fällt Corona zum Opfer. Auch in allen anderen Sportarten mit Ligabetrieb stellt sich ob des erneuten Lockdowns nun die Frage: wie geht es weiter? Und was passiert mit der laufenden Saison?
Der Abpfiff kam am gestrigen Donnerstag, 11.27 Uhr. Da versendete der Württembergische Fußball-Verband an Vereine und Presse die Zugabe zum vorangegangenen Schmerz- und Tränentag. Jene besagt: der von der Bundespolitik beschlossene erneute Corona-Lockdown wird für alle Kicker zwischen Jagst, Kocher und Bodensee nicht wie vorgeschrieben erst von Montag an umgesetzt, sondern ab sofort. Selbst aus dem von vielen erhofften letzten Mal an diesem Wochenende wird also nichts mehr. Pause. Punkt. Stecker gezogen. Zumindest bis Ende November. So lange dürfen weder Spiele noch Training stattfinden. Wann es danach weitergeht, wie es danach weitergeht, was dies für die Saison insgesamt bedeutet – das sind nun die spannenden Fragen. Nicht nur im Fußball, auch in allen anderen ja gleichermaßen betroffenen Sportarten. Ein Überblick.Fußball Ein finaler Appell von Ministerpräsident Winfried Kretschmann gab den Ausschlag. Der grüne Landeschef hatte ausdrücklich dazu aufgerufen, Kontakte eben nicht erst von Montag an, sondern „insbesondere auch schon am anstehenden Wochenende“ auf ein Minimum zu reduzieren. Daraufhin einigten sich die Verantwortlichen der drei baden-württembergischen Fußballverbände zum vorzeitigen Cut. Man sei sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, heißt es aus der Stuttgarter Kickerzentrale – nicht ohne Verweis darauf, dass man die eigene Sportart unverändert für einen geringen Risikofaktor halte, sofern erstellte Hygieneregeln beachtet würden.
Für den Ligabetrieb bei den Männern heißt das, dass zumindest fünf komplette Spieltage ausfallen. Für die drei Filder-Landesligisten SV Bonlanden, TSV Plattenhardt und TV Echterdingen, die zusätzlich im Nachholeinsatz gewesen wären, sind es sogar jeweils sechs Begegnungen. Allein diese Zahl verdeutlicht, dass es nun schwierig wird – selbst dann, wenn sich die aktuellen Hoffnungen bewahrheiten und der Wettbewerb in diesem Kalenderjahr, also im Dezember, noch einmal aufgenommen werden können sollte. Diese Option lässt sich der Verband einstweilen offen. Da warte man die weitere Entwicklung mit Corona ab.
Fünf bis sechs Nachholspieltage, die wollen im Terminkalender erst einmal untergebracht sein. Zumal in einem Kalender, der schon jetzt vollgepfropft ist wie noch nie zuvor. In Verbands- und eben Landesliga ergibt sich durch die ebenfalls coronabedingt erhöhten Teilnehmerzahlen ein Rekordwert von insgesamt 38 zu absolvierenden Spieltagen, acht mehr als es normalerweise wären. Karl-Josef Deutelmoser, Staffelleiter der Landesliga, ahnt: „Das kann nun nur noch funktionieren, wenn es kein strenger Winter wird und wir bald wieder anfangen.“ Er selbst vermag „sich nach jetzigem Stand eher nicht vorzustellen, dass wir die Saison im vollen Umfang durchbringen“.
Was aber stattdessen? Eine Alternative könnte sein, das Spieljahr auf die Hälfte zu reduzieren – nur eine Einfachserie ohne Rückspiele. Austragung des hierzu noch fehlenden Teils dann nach der Winterpause, ab Februar oder März. Oder auch noch später. Dafür, wenigstens diese 50-Prozent-Marke zu erreichen, wird man von Verbandsseite alles tun – das ist sicher. Denn selbiges ist gemäß eines vor Saisonbeginn neu verankerten Passus in der Spielordnung die Voraussetzung dafür, dass die Runde gewertet werden kann, gegebenenfalls erneut per Quotientenregel. Und mit Auf- und Absteigern. Sollte bei einem am Ende gar abermaligen Saisonabbruch weniger als die Hälfte aller Partien absolviert sein, ginge der Zähler zurück auf Null. Alle Ligen blieben in unveränderter Besetzung für 2021/2022. Zugleich wären alle seit August erbrachten Leistungen hinfällig, unter anderem also auch jene eines SV Bonlanden (Landesliga) und TSV Musberg (Bezirksliga), die momentan Tabellenführer sind.
Das, darin sind sich so ziemlich alle Beteiligten einig, wäre das ultimative Negativszenario.Handball Der württembergische Handball-Verband war derweil schneller als Merkel, Kretschmann und Co. Dessen Entscheidungsträger haben schon einen Tag zuvor selbst die Initiative ergriffen und den kompletten Spielbetrieb bis Ende November ausgesetzt – eine Reaktion darauf, dass immer mehr Vereine Anträge auf Spielabsetzungen gestellt hatten. Am vergangenen Wochenende zum Beispiel gingen so nur noch rund 25 Prozent aller eigentlich vorgesehenen Begegnungen über die Bühne. Über den möglichen weiteren Verlauf der Saison soll auf dem Verbandstag am 28. November entschieden werden. Dieser wird dann virtuell stattfinden. Bis dahin hat der Ausschuss „Spieltechnik“ den Auftrag, Alternativkonzepte zu erarbeiten. Was bei den Fußballern bislang nur im Hintergrund als Gedanke wabert, ist in der Ballwerfersparte bereits offen als Diskussionspunkt angeführt: eine eventuelle Reduzierung auf eine Halbsaison, jeder gegen jeden nur ein- statt zweimal.
In der Baden-Württemberg-Oberliga dagegen ist es den Vereinen überlassen, ob sie zur jetzigen Monatswende ein vorerst letztes Mal aufs Parkett gehen. Die Erlaubnis von ihrem Dachverband hätten sie. Bei der HSG Leinfelden-Echterdingen allerdings hat man bereits den Daumen gesenkt. Der Filderclub verzichtet mit seiner Frauenmannschaft, so wie schon zuletzt. Das Heimspiel am morgigen Samstag gegen die SG Heidelsheim/Helmsheim ist gestrichen. „Das wäre einfach nicht mehr verantwortbar“, findet die Spielleiterin Daniela Soldner. Alle Oberliga-Vereine haben mittlerweile Umfragebögen erhalten. Thema auch hier: quo vadis? Was tun mit dieser Saison? Von Echterdinger Seite hat man das Kreuzchen bei der Variante „Fortsetzung frühestens von Januar an“ gemacht – dies bei noch offenem Modus.Eishockey Ein finales Hurra vor der Zwangspause! Die Regionalliga geht noch einmal aufs Eis, somit auch der Stuttgarter EC, der am heutigen Freitagabend (20 Uhr) auf der Waldau die Mannheimer Mad Dogs empfängt. Danach ist auch für die Degerlocher Schluss. Einerseits mit absolutem Verständnis, wie der stellvertretende Vereinschef Olav Schnier betont. „Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, Corona ist bloß ein bisschen Schnupfen“, sagt er. Andererseits aber auch schwer getroffen. Aus sportlicher und finanzieller Sicht spricht Schnier von einer „Katastrophe“.
Stoßgebete gen Himmel, dass es beim November als Auszeit bleibt. Für einen Verein, der für diese Saison ursprünglich einmal mit im Schnitt 650 Zuschauern geplant hatte, sind jedenfalls weitere beträchtliche Einnahmeverluste programmiert. Wie der Verband mit den anstehenden vielen Spielausfällen umgeht, ist noch offen. Der zuständige Fachwart Guntram Lüdemann antwortet auf Nachfrage einsilbig: „Das wird man sehen. Da müssen wir erst die weitere Entwicklung abwarten.“ Hinter den Kulissen wird bereits über eine Reduzierung des Hauptrundenprogramms oder einen Verzicht auf die Play-Off-Spiele spekuliert. Eine Verlängerung der Saison kommt kaum in Frage, weil manche Vereine nach März bereits über keine Eisflächen mehr verfügen.Volleyball Bis gestern Vormittag stand das Heimspiel der Männer des TSV Georgii Allianz gegen den MTV Ludwigsburg als einziges noch auf dem Drittliga-Wochenendplan. Inzwischen ist klar: die Volleyballer machen es wie die Fußballer. Sofortige Pause. Zumindest in den überregionalen Spielklassen. Von Vaihinger Seite dafür ein zustimmendes Kopfnicken. „Es ist schmerzhaft, dass damit das soziale Miteinander wegbricht. Aber mal ganz ehrlich: das muss in der momentanen Situation doch wohl jeder verstehen“, sagt der Allianz-Teammanager Daniel König.
Szenarien zur Weiterführung des Spielbetriebs will der Deutsche Volleyball-Verband während der Lockdown-Zeit erarbeiten. Problem im Problem: die Vereine sind schon jetzt hinterher. Der Allianz-Staffelrivale SV Fellbach etwa hat erst ein einziges Spiel bestritten – von insgesamt vorgesehenen 22. Wann dies alles nachholen?Basketball Vom deutschen Basketball-Bund (DBB) wurde die Saison coronabedingt bereits bis zum 30. Juni verlängert – was zeitlichen Spielraum lässt. „Das gibt uns die Möglichkeit, Spiele, die im November und Dezember ausfallen, nachzuholen“, sagt Roland Dopp, der Spielleiter der Ober- und Regionalligen. Sollte auch zu Jahresbeginn noch keine Wiederaufnahme möglich sein, gäbe es „Plan B“: die Absage der Auf- und Abstiegsrunden. Auf- und Absteiger würden anhand des Hauptrunden-Tabellen ermittelt. An diesem Wochenende wären die Filder-Regionalligisten, der SV Möhringen und die Titans des tus Stuttgart, eh spielfrei gewesen. Faustball Just im November sollte die Hallensaison beginnen. Nun gibt es verschiedene Überlegungen. Denkbar wäre ein Start erst im Januar, und die Runden in den Ligen werden verkürzt, sodass jede Mannschaft nur einmal gegen jede andere spielt (statt zweimal). Oder aber die einzelnen Spieltage werden ausgeweitet mit vier statt drei Teams an einem Ort. Oder an den Wochenenden wird samstags und sonntags gespielt, also doppelt. „Wir haben sowohl im Dezember als auch hinten raus bis in den April noch ein bisschen Luft“, sagt Markus Löwe, der Vorsitzende des Zweitligisten N Vaihingen. Tischtennis Die meist diskutierte und wahrscheinlichste Variante im baden-württembergischen Verband (TTBW) ist derzeit jene, bis Anfang 2021 zu pausieren, dann die Hinrunde zu Ende zu spielen und anhand der daraus resultierenden Tabellenstände Auf- und Absteiger zu ermitteln. Sollte es absehbar sein, dass es bis zum geplanten Saisonende Ende April noch genügend zeitliche Puffer gibt, könnte auch noch eine Rückrunde angesetzt werden, sagt Wolfgang Lauer, der Sportreferent im TTBW.