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Die Saison kommt auf den OP-Tisch



Geschrieben von webmaster
Veröffentlicht: Mittwoch, 09.12.2020 12:29:28
Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 09.12.2020 12:29:49
Kategorie: Allgemein

Zeit für Plan B: die Fußballligen erhalten wohl einen neuen Modus. Im Bezirk Stuttgart hat man eine klare Meinung.
So schnell können sich Dinge in diesen Zeiten ändern. Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass Harald Müller, der Spielausschuss-Vorsitzende des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV), in der Corona-Krise für seine Sparte „Geduld und Gelassenheit“ gefordert hatte. Nun ist die Geduld notgedrungen auch schon am Ende. Nach der Verlängerung des Teil-Lockdowns durch die Politik bis zum 10. Januar und in Anbetracht auch für danach eher schlechter Prognosen verdichten sich die Anzeichen: Die laufende Saison kommt auf den Operationstisch – sie erhält einen veränderten, nämlich abgespeckten Wettbewerbsmodus. Und zwar jenen, über den unsere Zeitung bereits Anfang November erstmals berichtet hatte – und den etwa die Kollegen des Landesverbands Bremen schon seit Sommer als Notfall-Alternative in ihrer Spielordnung verankert haben.
Der Plan lautet: die Hinrunde zu Ende spielen, danach Verzicht auf die Rückserie, stattdessen eine Unterteilung des Starterfelds in eine Aufstiegs- und Abstiegsrunde, in der jeder noch einmal gegen jeden spielt. So reduzierte sich zum Beispiel in der Verbands- und Landesliga die Zahl der Spieltage von 38 auf 28. Dies ist das vom Verband mittlerweile favorisierte Modell. Allen überbezirklich aktiven Vereinen, darunter die Filderclubs Calcio Leinfelden-Echterdingen, SV Bonlanden, TV Echterdingen und TSV Plattenhardt, wurde es in Videokonferenzen Anfang dieser Woche vorgestellt. Am heutigen Mittwochabend folgt ein weiteres virtuelles Meeting mit den Vorsitzenden und Spielleitern der 16 Bezirke zum selben Thema, um auszuloten, ob dort ein identischer Weg beschritten werden soll. Zumindest für die höheren Ligen hatte der WFV schon zuvor in einer schriftlichen Mitteilung Handlungsbedarf angekündigt. Zwischenzeitlich bestünden „erhebliche Zweifel, ob in größeren Staffeln ab 17 Vereinen die Meisterschaftsrunden noch unter zumutbaren Bedingungen vollständig zu Ende gespielt werden können“, heißt es in jener.
Von Karl-Josef Deutelmoser, dem Landesliga-2-Staffelleiter, gibt es dazu ein klares Nein. „Das nach bisherigem Modell zu schaffen, wäre illusorisch. Es ist ohne Alternative, etwas zu ändern“, sagt er. Bis zu 27 Spiele hätten seine Mannschaften andernfalls noch zu absolvieren. Dies bedeutete: englische Wochen und Werktag-Nachholspieltage in Serie. „Den Arbeitgeber“ wollte Deutelmoser sehen, „dem sein Mitarbeiter dann an sieben oder acht Mittwochen am Stück erklärt, dass er jetzt wegen Fußball schon um 13 Uhr Feierabend machen muss“.
In den Bezirks- und Kreisligen sind es zwar aufgrund überwiegend kleinerer Teilnehmerzahlen weniger Spieltage. Doch plädiert im Bezirk Stuttgart der dortige Vorsitzende Michael Spörer ebenfalls für die Variante mit Auf- und Abstiegsrunde. „Das ist aus meiner Sicht das, wovon man sagen könnte, das kriegst du noch sinnvoll durch“, sagt er. Zumal: wann dann tatsächlich wieder Fußball gespielt werden kann, weiß ja weiter keiner. Reichen würde so auch noch ein Wiederbeginn erst im März. Bis Ende April könnte die angebrochene Hinserie abgeschlossen werden, aus welcher die Punkte übernommen würden. Dann ginge es zweigeteilt weiter, bis zum 20. Juni. Die Relegationsspieltage schließlich blieben wie ursprünglich vorgesehen.
Entscheidungen sollen tendenziell noch in diesem Kalenderjahr fallen. Der weitere Verfahrensweg: nach den erwähnten Konferenzen tagt am Samstag der WFV-Beirat – jenes Gremium, das Beschlussmacht hat. Wahrscheinlich ist, dass in dessen Sitzung auf Basis der Erkenntnisse dieser Woche ein endgültiger Plan erstellt wird – welcher dann in einer kurzfristigen außerordentlichen Beiratsrunde final abgesegnet werden könnte.
Zumindest für Ober-, Verbands- und Landesliga bedeutete alles andere als ein Ja für das nun aus der WFV-Zentrale vorgeschlagene Konstrukt eine Überraschung. Für die Bezirke, wo es nicht das erste Mal wäre, dass recht konträre Meinungen aufeinandertreffen, gilt derweil eher: mal schauen. Ob für alle Bezirke ein einheitlicher Weg gefunden werden soll oder es auch individuelle Lösungen geben könnte, lässt der Chefplaner Müller offen.