Derby, Ehemaligentreffen, Duell zweier Trainerkumpel – in Echterdingen steigt eine in mehrerlei Hinsicht brisante Landesliga-Begegnung.
Ein von der Tabellenspitze gestürzter TV Echterdingen, ein in der Abstiegszone gefangener TSV Plattenhardt, ein von Personalsorgen geplagter SV Bonlanden – es hat für die drei Fußball-Landesligisten von den Fildern wahrlich schon bessere Momentaufnahmen gegeben als vor dem aktuellen 15. Spieltag. In dessen Mittelpunkt steht das Derby eben zwischen den Echterdingern und Plattenhardtern, das am morgigen Samstag zu einem Ehemaligentreffen wird – und zum persönlichen Duell zweier Trainerkumpel.
TV Echterdingen – TSV Plattenhardt. Eine gute Freundschaft sollte etwas aushalten. Jene zwischen Giuseppe Iorfida und Antonino Rizzo ist offensichtlich gut, denn sonst hätte der Erstgenannte den Zweitgenannten im vergangenen Jahr für immer dorthin gewünscht, wo der Pfeffer wächst. Wohl noch nie ist Iorfida mit einer seiner Mannschaften mehr getriezt worden als an diesem denkwürdigen September-Abend der vorigen Saison. Und wer stand beim Gegner als Pendant an der Seitenlinie? Ja, ausgerechnet der alte Kumpel Rizzo. Teamkollegen waren die beiden einst, den Trainerschein erwarben sie zusammen, dies obendrein als Zimmergenossen, und keine Woche vergeht, in der sie sich nicht telefonisch austauschen. Und dann das. Ein 2:5 im direkten Duell. Eine Echterdinger Demontage im eigenen Stadion, die Gelb-Schwarzen vorgeführt von einem schließlich entfesselt aufspielenden TSV Plattenhardt.
Nun, an diesem Samstag, folgt das sportliche Wiedersehen. Selbe Stätte, selbe Begegnung. Und auch wenn Iorfida betont, dass das Damals vorbei sei und „keine Rolle mehr spielt“ – klar ist: Er und die Seinen haben etwas gutzumachen, und das gleich in doppelter Hinsicht. Zur erwähnten schwarzen Stunde kam nämlich zuletzt ganz aktuell noch eine zweite hinzu. Mit einem saftlosen 0:3 in Weilimdorf haben die Echterdinger ihren ersten Tabellenplatz eingebüßt. Zeigen muss sich, ob Iorfida mit seiner Einschätzung richtig liegt. Er geht von einem „einmaligen Ausrutscher“ aus. Ein einzelner schlechter Tag, wie man ihn halt mal erwischt. „Wir haben das gar nicht groß analysiert“, sagt Iorfida, „denn ich weiß, dass unser wahres Gesicht ein anderes ist.“
Rizzo und die Seinen sollen es unter diesmal umgekehrten Vorzeichen zu spüren bekommen. Heuer sind sie diejenigen, die sich in der Abstiegszone mühen, nicht ihr Gegner. Für Rizzo selbst ergibt sich eine weitere persönliche Komponente. Neun Jahre lang war er ein Echterdinger, bevor er 2017 nach Plattenhardt wechselte. Der 33-Jährige trifft also auf seinen Ex-Verein. Gleiches gilt für gleich sechs Spieler seines Kaders (Göcer, Kroer, Rueff, Tokic, Spiridopoulos, Gashi). Die Bürde: aus den vergangenen sechs Auswärtsspielen der laufenden Runde holten die Filderstädter gerade mal einen von 18 möglichen Punkten. Von der letztjährigen Sturm-und-Drang-Galaform waren sie dabei so weit entfernt wie der VfL Bochum vom Gewinn der Champions League.
Gelingt nun just im Nachbarschaftsduell die Wende? „Das täte gut. Sich immer nur auf die Heimspiele zu verlassen, wäre eine gewagte Rechnung“, sagt Rizzo. Mentalität sei jetzt gefragt. Umso mehr, da die eigene Personalsituation angespannt bleibt. Ein halbes Dutzend Angeschlagener zählt Rizzo, darunter die Stammkräfte Kevin Rippler und Marcel Stannull (beide grippaler Infekt). Freilich: mit solchen Sorgen ist er nicht allein. Demgegenüber fallen beim TV Echterdingen der Kapitän Dennis Garcia-Franco (Brustkorbprellung) sowie weiter der Torjäger Caglar Celiktas (Muskelfaserriss) aus – und ist einer gar nicht mehr dabei. Alexander Fregien hat sich studienbedingt nach Wien verabschiedet.
Doch lamentieren ist weder Iorfidas noch Rizzos Sache. Vorab noch eine kurze Einschätzung zur Gegenseite? Bitte, gern. „Plattenhardt wird am Ende definitiv nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Die werden ihre Punkte holen“, sagt Iorfida. Zusatz: „Aber erst von Sonntag an.“ Rizzo erwidert: „Es freut mich für Giuseppe, dass seine gute Arbeit inzwischen Früchte trägt.“ Zusatz: „Am Samstag darf er damit aber aussetzen.“
Wessen Wunsch in Erfüllung geht, wird sich unterm Goldäcker-Kunstrasenflutlicht klären. Beginn ist um 18.30 Uhr. In der Hoffnung auf somit mehr Zuschauer haben die Gastgeber diesen späteren Termin gewählt.