FC Eislingen um Vermögen geprellt?

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BETRUGSVERDACHT / Mehrere hunderttausend Euro spurlos verschwunden
FC Eislingen um Vermögen geprellt?
Staatsanwaltschaft ermittelt - Landesliga-Rückrunde nur noch zum Nulltarif möglich
Beitrag der Südwest-Presse vom 30.01.2008

Ein Fall von Betrug oder Untreue erschüttert den FC Eislingen: Mehrere hunderttausend Euro sind spurlos verschwunden. Jahrelang wurde mit falschen Zahlen operiert. Der Club steht kurz vor der Pleite. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

KARL-HEINZ PREUSKER
EISLINGEN Seit Jahren wurden Mitgliedern und Verantwortlichen des FC Eislingen bei Hauptversammlungen falsche Zahlen präsentiert. Von Geld, das dem Verein von Mitgliedern und Gönnern anvertraut worden ist, fehlt ein Betrag in Höhe von mehreren hunderttausend Euro. Das Ausmaß des Schadens stellte sich erst vor wenigen Wochen heraus. Der FC Eislingen, mit über 700 Mitgliedern der größte Fußballverein im Kreis, bestreitet seit Jahrzehnten einen Teil seiner Ausgaben durch ein Finanzierungsmodell, das Mitglieder und Gönner ermöglichen. Sie stellen dem FC größere Beträge zur Verfügung, die dieser wiederum anlegt. Von den Zinserträgen bekommen die Anleger vereinbarungsgemäß nur einen Teil, der andere kommt dem Club zugute. Manch ein Gönner verzichtet auch auf die Zinsauszahlung.

Wenn einer der Anleger seine Einlage oder einen Teil - aus welchem Grund auch immer - zurück bekommen wollte, ging das viele Jahre ohne Probleme. Als jedoch Ende des vergangenen Jahres zufälligerweise zwei Anleger gleichzeitig ihr Geld zurück wollten, stellte sich heraus, dass die Anlagen zum großen Teil nicht mehr vorhanden sind, dass mehrere hunderttausend Euro fehlen. 'Wir stehen am Rand der Insolvenz', erläutert Thomas Rupp, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des FC. Verhindert werden konnte die Pleite lediglich dadurch, dass die etwa 17 betroffenen Anleger sich verpflichteten, in nächster Zeit keine Forderungen zu stellen.
Dass inzwischen die Ulmer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Betrug oder Untreue ermittelt, bestätigt FC-Präsident Rainer Interwies. Es gibt Verdachtsmomente, doch während eines schwebenden Verfahrens hüllt sich Interwies, als Polizeibeamter mit den rechtlichen Aspekten vertraut, in Schweigen. Alle im Verein hoffen, dass soviel wie möglich des fehlenden Geldes gefunden wird. Jetzt gibt es eine Initiative unter der Leitung von Klaus Gromer, die sich dafür stark macht, dass die Mittel für eine qualifizierte Jugendarbeit und Trainerausbildung trotzdem nicht versiegen. Gromer: 'Die Jugend ist unsere Basis, mit der wir auch solche Klippen überwinden können'.
Der größte Kostenfaktor ist die Finanzierung der Landesliga-Mannschaft. Das akute Finanzproblem wird sich auf sie auswirken. Laut Spielleiter Rudi Lechner müssen sich Spieler und Trainer darauf einstellen, den Rest der Saison ganz ohne finanzielle Zuwendungen bestreiten zu müssen.