Erinnert sich noch jemand an die ursprüngliche Zielsetzung? Mario Estasi, der Trainer der Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen, schon. Im vergangenen Sommer, vor der Saison, hatte diese gelautet: ein einstelliger Tabellenplatz. Nicht offiziell formulierter, aber doch ausgesprochener Zusatz: erst mal möglichst schnell über die 40 Punkte kommen – Hauptsache dies. Also jene Hürde, die gemeinhin als Grenzmarke zum sicheren Klassenverbleib gilt.
Insofern befinden sich die Gelb-Schwarzen nun kurz vor ihrem ersten Ziel. Ein Heimsieg am Sonntag gegen die TSGV Waldstetten, und das Filderteam hat 41 Zähler auf seinem Konto – das bereits nach dem 22. von 30 Spieltagen. Zeit demnach für ein Hurra? Estasi sagt: „Wenn wir das schaffen, sind wir super zufrieden.“ Freilich, klar ist, dass zum Rundenbeginn auch einiges an zweckmäßiger Tiefstapelei mitspielte. Zu sehr saß damals noch der Schrecken in den Gliedern über das völlig verkorkste vorherige Spieljahr, als das Abstiegsgespenst bis zuletzt durch die Goldäcker gegeistert war. Die mittelfristigen und tatsächlichen Ansprüche in Echterdingen sind natürlich nach wie vor andere als das bloße Erlangen der weiteren Zutrittsberechtigung zu der Spielklasse.
Was liegt noch drin in dieser Saison? Das ist die spannende Frage, nachdem alle Gefahren, erneut in die Bredouille zu geraten, praktisch ja schon längst gebannt sind. Geht gar noch etwas in Sachen Vizemeisterschaft, Aufstiegsrelegation? Im Vergleich zu ihren beiden Hauptkonkurrenten Weilheim und Heiningen haben Estasi und die Seinen jedenfalls einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: nämlich keinen Druck. Sie können unbeschwert agieren. Nichts muss, alles kann. Und eigentlich wäre Estasi ob der Tabellenkonstellation „ein bisschen gedanklicher Spinnerei“ auch nicht abgeneigt. Das, was ihn derzeit davon abhält, ist allein die einmal mehr angespannte Personalsituation.
Wie schon vor Wochenfrist beim 1:1 in Blaustein fehlt ein gutes halbes Dutzend Spieler: Meksud Colic, Dennis Garcia-Franco, Maximilian Knödler, Denis Kühnle, Antonino Rizzo, Duje Tokic, Dennis Zschorsch – voraussichtlich keiner von ihnen kehrt ins Aufgebot zurück. Schade vor allem im Fall Knödlers, der weiterhin beruflich in Südafrika weilt. So verpasst der Angreifer das Treffen mit seinem Ex-Verein. Im Hinspiel hatte auf der Ostalb just er das Tor zum Echterdinger 1:0-Sieg erzielt. „Wir werden trotzdem eine schlagkräftige Elf auf den Platz bekommen, aber von der Bank her können wir halt gerade nichts mehr nachlegen“, sagt Estasi.
Der Gegner hat derweil andere Sorgen. Als Elfter des Klassements steht er nur einen Punkt vor der Abstiegszone. Zudem galt für die Waldstettener bei Auswärtsspielen in dieser Saison überwiegend: außer Spesen nichts gewesen. Von bislang 30 möglichen Zählern auf gegnerischen Plätzen haben sie nur fünf geholt. Allein deshalb treten sie in Echterdingen als klarer Außenseiter an – allerdings einer, in dem Estasi „eine homogene, kampfstarke Truppe“ sieht. Die herausragenden Namen in jener? Ralph Molner und Patrick Stöppler haben zuvor für den 1. FC Normannia Gmünd in der Oberliga gespielt. Letzterer, Stöppler, ist erst in der Winterpause nach einer halbjährigen Fußballauszeit wieder eingestiegen.