Der Trainer Aleksandar Kalic hat in dieser Woche sicherheitshalber einmal nachgerechnet. Und, kein Zweifel: theoretisch kann man in dieser verrückten Saison, in der nach wie vor zwei Drittel aller Teams um den Klassenverbleib bangen, nach jetzigem Stand sogar mit 40 Punkten noch absteigen. Es ist dies zwar zugegebenermaßen ein ziemlich unwahrscheinlicher Fall. Aber: was ist im Fußball nicht schon alles Verrücktes passiert? Für den Sonntag bedeutet dies: die Partie gegen den SV Ebersbach ist für den TV Echterdingen lediglich ein gefühlter Matchball – ob ein Erfolg tatsächlich bereits die endgültige Rettung bedeutete, würde dann von den anderen Ergebnissen abhängen. Und so lange bleibt Kalic lieber vorsichtig.
Gelänge es den Gelb-Schwarzen, das düstere Thema Abstiegskampf endlich abzuhaken, sähen es die Verantwortlichen in zweierlei Hinsicht mit Erleichterung. Zum rein sportlichen kommt ein organisatorischer Aspekt hinzu: Die bislang ungeklärte künftige Klassenzugehörigkeit ist bei den Planungen für das nächste Spieljahr in etwa so hilfreich wie ein Gipsbein beim 100-Meter-Lauf. Eigentlich wollten die Echterdinger ihren Kader zum jetzigen Zeitpunkt schon weitgehend stehen haben. „Nun aber mussten wir aufgrund der Tabellensituation andere Prioritäten setzen“, sagt der Abteilungsleiter Phillip Wunsch. Vertragsgespräche führen, während in der Liga das Wasser am Hals steht – das hätte Wunsch für „nicht so passend “ gehalten. Heißt: wer bleibt, wer geht und wer kommt, ist zu einem beträchtlichen Teil noch offen. Sicher ist nur, dass es, so Wunsch, „einige Bewegung“ geben wird. Das Bestreben, sich nach der so oder so enttäuschenden aktuellen Runde in allen Mannschaftsteilen zu verstärken, hatte Kalic ja schon vor mehreren Wochen angekündigt. Zudem ist laut Wunsch beschlossen, die kickende Belegschaft von den bisherigen 27 Mann „auf 22, maximal 23 zu reduzieren“.
Erfordern wird dies wohl, dass der Verein sich von einigen Spielern von sich aus trennt. Aus eigenem Antrieb scheidet bisher nur der Angreifer Michael Haigis (Auslandssemester) aus. Ein anderer, Denis Kroer, tendiert offenbar zum Ausstieg. Er ist bei seinem Ex-Club TSV Plattenhardt im Gespräch.
Für die anstehende Begegnung verhält es sich derweil so, dass die zuletzt fehlenden Stammkräfte Valentin Haug, Antonino Rizzo, Dennis Garcia-Franco und Max Knoll ins Aufgebot zurückkehren. Mitnehmen will Kalic „den positiven Flow“ der beiden vorangegangenen Heimspiele gegen Stammheim (3:2) und Dorfmerkingen (5:3). Freilich: dass der Gegner diesmal einer anderen Preisklasse entstammt, ist dem Trainer bewusst. Für die Ebersbacher geht es oben im Klassement um alles oder nichts. Vor drei Wochen noch Tabellenführer, müssen die Filstalkicker nach einem kurzen Zwischentief nun aufpassen, am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen. Den Meistertitel haben sie praktisch schon verspielt. Was bleibt, ist die Hoffnung Vizemeisterschaft und Relegation für die defensivstärkste Mannschaft der Liga – die zudem in dieser Saison noch kein Auswärtsspiel verloren hat (neun Siege, vier Unentschieden).
Ob Kalic auch deshalb mit Blick auf den Sonntag zurückhaltend ist?