Das Derby als letzte Chance im Aufstiegskampf

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SV Bonlanden oder TV Echterdingen - höchstens einer darf nach dem heutigen Duell weiter hoffen.
Vom Papier her ist es der Super-Spieltag der Saison. Schließlich sind am heutigen Freitagabend die vier führenden Mannschaften der Fußball-Landesliga in direkten Vergleichen unter sich. Doch hat zumindest beim SV Bonlanden und beim TV Echterdingen die Vorfreude gelitten. Nach den Ergebnispannen vom vergangenen Wochenende steigt zwischen den beiden Filder-Rivalen weniger das große Verfolgerduell denn ein Kräftemessen der Ernüchterten. Klar ist: nur dem Sieger bleibt eine kleine Chance, im Rennen um den Aufstieg noch einmal den Anschluss zu finden. Für die Gastgeber dürften dabei die Erfahrungen aus dem Hinspiel eine Zusatzmotivation sein. SV Bonlanden - TV Echterdingen. 'Au weia.' So lautet Klaus Fischers erste Antwort. Muss dieses Thema sein? Nun, man kommt aus aktuellem Anlass wohl nicht umhin. Auch wenn sich der Trainer und seine Kicker des SV Bonlanden die Erinnerung aus verständlichen Gründen gern ersparen würden. Dieses vermaledeite 1:3 aus dem Hinspiel! Es war eines der schwärzesten eigenen Kapitel dieser Saison. Gedemütigt und streckenweise vorgeführt, abgeschossen mit drei Gegentoren gleich in der ersten Viertelstunde der Partie - und das alles nicht von irgendeinem Gegner, sondern ausgerechnet dem Lokalrivalen TV Echterdingen, jenem frechen Nachbarn also, dem man doch selbst mal eben hatte zeigen wollen, wie der Hase im Filder-Fußball läuft.
Das Ergebnis und dessen Umstände stellten seinerzeit eine tiefe Wunde dar. Und gänzlich verheilt ist diese auch heute noch nicht, wie die Stimmung zeigt. 'Es ist wichtig, dass wir uns jetzt revanchieren', sagt Fischer. Freilich: nicht allein zwecks Genugtuung, vor allem auch, um eine Trendwende einzuleiten. Keine Frage: für die Filderstädter ist die Partie die letzte Chance, im Aufstiegsrennen noch einmal auf Kurs zu kommen. Hopp oder top. Alles andere als ein Sieg bedeutete praktisch das endgültige Aus in Richtung Platz zwei, nachdem die vergangenen Wochen zur großen Ernüchterung geworden sind. Statt die geplante Aufholjagd in der Tabelle zu starten, nährte Fischers Ensemble mehr und mehr die Zweifel an seiner Spitzentauglichkeit. Vor allem das Angriffsspiel entpuppte sich als Problem. Keine Durchschlagskraft, keine Entschlossenheit, zuletzt auch zu wenig Laufbereitschaft im Spiel ohne Ball, wie der Coach moniert - seit langem rede er nun schon 'mit Engelszungen, dass wir mehr investieren müssen'. Bezeichnenderweise kam die Mannschaft in sechs Partien seit der Winterpause gerade mal zu sechs Toren, davon drei aus Standardsituationen. Und so auch hält Fischers schon seit Saisonbeginn währende Suche nach dem optimalen Spielsystem und der optimalen personellen Besetzung weiter an.
Fürs Derby spricht einiges dafür, dass es der Coach zur Abwechslung mal wieder mit zwei Spitzen versucht - und wieder mit Maximilian Goll im Mittelfeld, der nach zweiwöchiger Studienauszeit beim kärglichen 0:0 in Bettringen die Bank drückte. Immerhin: in personeller Hinsicht hat Fischer die Wahl. Bis auf Fabio Lapeschi (Urlaub) und Mike Baradel (Rekonvaleszent) stehen ihm alle Spieler seines Kaders zur Verfügung - eine Positivmeldung, die auch der Kontrahent TV Echterdingen für sich in Anspruch nehmen kann. Bei ihm fehlen lediglich Marc Brodbeck (Urlaub) und der Ersatzkeeper Patrick Hettmann (Rotsperre). Sven Lukac, Denis Kroer und Theofilaktos Spiridopoulos kehren derweil ins Aufgebot der Gäste zurück.
Letzteres, mithin sein kickendes Personal, sieht der Echterdinger Trainer Aleksandar Kalic 'erst einmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt'. Im Gegensatz zu den Bonlandenern lief es bei den Gelb-Schwarzen im Jahr 2015 ja prächtig - bis zu der plötzlichen 0:4-Schlappe vor Wochenfrist gegen die Sportfreunde Dorfmerkingen. Nun gilt zu klären, ob es sich bloß um einen Ausrutscher handelte oder mehr. 'Wir wollen gleich wieder in die Spur kommen und eine neue Serie starten', sagt Kalic. Ins Fäustchen lachen lässt in den Goldäckern zumindest ein Aspekt des Klassements nach wie vor: Dort rangieren die Echterdinger seit zwei Spieltagen vor ihrem Nachbarn und heutigen Gegner. Diesen nach Jahren der zementierten Machtverhältnisse revolutionären neuen Status zu wahren, das hätte schon mal was. Wie hatte Kalic zur Saisonhalbzeit gesagt? Filder-Meister wolle man noch werden - was inzwischen auch der Amtskollege Fischer als 'allemal verbleibendes Ziel' formuliert. Auch wenn ein Erreichen desselbigen in Bezug aufs Große und Ganze lediglich einen Trostpreis bedeutete. Calcio Leinfelden-Echterdingen - SC Geislingen. Zuletzt, nach dem glatten 0:3 beim Spitzenreiter Weilheim, hatte es der Trainer Clemente Peccerella noch so kund getan: Nun, klarer Fall, zähle im nächsten Spiel nur eines - ein Sieg. Das war eine mutige Ankündigung. Eine sehr mutige, wie dem Coach inzwischen bewusst geworden ist. Schließlich heißt der anstehende Gegner SC Geislingen. 'Das', weiß auch Peccerella, 'ist ein Brocken.' Gemessen an der Statistik sogar der gerade schwerstmögliche. Keine Mannschaft der Liga kann auf eine längere Erfolgsserie zurückblicken als der Gast aus dem Eybacher Tal. Seit Mitte Oktober ist dieser in 13 Punktspielen ungeschlagen. Unter dem seinerzeit eingestiegenen Trainer-Original Uli Haug haben die Geislinger eindrucksvoll die Kurve gekriegt und sich inzwischen doch noch in die ursprünglich erwarteten tabellarischen Sphären nach vorn gearbeitet. Als Fünfter mit zwei weniger absolvierten Spielen verfügen sie momentan über die besten Chancen, dem Spitzenduo des Klassements noch auf die Pelle zu rücken.
Für Calcio dagegen gilt es, aufzupassen, dass der Trend nicht in die andere Richtung geht, zumal nach einer solchen Vorstellung wie in Weilheim. Dass man bei einem Gegner dieser Preisklasse verlieren konnte, keine Frage. Doch stößt Peccerella die Art sauer auf. 'Wir müssen uns in der Einstellung und im mannschaftstaktischen Verhalten steigern', sagt er. Das von ihm erkannte Problem: 'Zu viele kochen bei uns auf dem Platz ihr eigenes Süppchen. Dabei kommt dann nur Stückwerk heraus.'
Noch offen ist der Einsatz der Außenverteidiger Ranko Malbasic (angeschlagen) und Aaron Nkansah (kein Training/studienbedingt in Schwenningen). In der Offensive könnten die zuletzt pausierenden Torsten Smolcic und Feriz Meha eine neue Chance erhalten - im Gegensatz zu Louis Hörger. Letzterer ist bis auf Weiteres zur zweiten Mannschaft abgestellt. Peccerellas Begründung: 'Ich habe fürs Wochenende nur 16, 17 Plätze. Und die kann ich nicht mit lauter gleichen Spielertypen besetzen.'